UX Hardware Prototyping – In 3 Schritten zum Testsystem

Hardware Prototyp aus Lego

UX Hardware Prototyping gelingt effizient, wenn man richtig plant

Ergonomische Faktoren spielen bei der Erstellung von Kiosk- und Terminalsystemen eine wichtige Rolle für das Gesamterlebnis der Kunden. Wie hoch ist das Display angebracht? Wie sieht die Neigung aus? Wo sind wichtige Eingabe- und Ausgabegeräte positioniert? Findet sich der Nutzer mit der Positionierung der einzelnen Elemente zurecht?
Um diese Fragen aus Kundensicht zu beantworten, haben wir einen Hardware Prototyp gebaut. Schritt für Schritt geht’s zum testbaren Prototypen.

Schritt für Schritt zum Hardware Prototypen

Sehen Sie in diesem Video, wie der Hardware Prototyp für den Kiosk-Terminal entstanden ist.

 

Bei einem Kiosksystem müssen Anwender Aufgaben selbständig lösen. Eine gute Führung der Bedienung ist dabei unerlässlich. Das Zusammenspiel von Hard- und Software ist besonders wichtig und sollte demnach auch im benutzerzentrierten Designprozes (User Centred Design) getestet werden. Daher ist es gut bei Kiosksystemen, neben einem Software Prototypen auch einen Hardware Prototypen zu erstellen. Beides wird in einem Usability & User Experience Test evaluiert. Die Einhaltung von ergonomischen Richtlinien alleine garantiert jedenfalls noch kein funktionierendes System. Deswegen möchten wir im Folgenden kurz skizzieren, wie wir beim Bau unseres Kiosk-Prototypen vorgegangen sind.

1. Schritt: Gut geplant ist halb gewonnen

Die Erstellung eines Hardware Prototypen kann schnell aufwendig werden. Grundsätzlich sollte ein Prototyp die Realität so gut wie möglich abbilden. Um dabei den Gesamtaufwand moderat zu halten, muss definiert werden, bei welchen Punkten der Aufwand minimiert werden kann. In unserem Fall haben wir, aufbauend auf CAD Daten, eine vereinfachtes Modell in einem 3D Programm erstellt.

Vereinfachungen an der Form wurden vorgenommen, ohne die wesentlichen Proportionen zu verändern. Wichtig ist natürlich im Maßstab 1:1 zu arbeiten. Elemente sollten dort positioniert sein, wo sie auch später zu finden sein werden. Ästhetische Feinheiten dürfen vernachlässigt werden, solange sie nicht die Ergonomie und den Flow beeinflussen.

In unserem Fall haben den Prototypen aus Holz gebaut. Die Anzahl der verwendeten Holzstärken bzw. Leistenstärken sollte möglichst gering sein. Wir sind im Wesentlichen mit zwei Holzstärken (19mm und 4mm Faserplatten) sowie drei unterschiedlichen Schraubenlängen ausgekommen. Wichtig ist auch Design Constraints zu kennen wie z.B. dass wir nur rechtwinkelig zugeschnittene Holzplatten verwenden können.

2. Schritt: Tragfähige Basis des Hardware Prototypen

Die Basis besteht aus 19mm Faserplatten, die geleimt und verschraubt wurden. Seitenwände und Ablageflächen stellen den Kern. Holzleisten wurden verwendet, um die notwendigen Außenkanten zu vervollständigen und später als Träger für Leichtschaumplatten zu fungieren.

Der Touch Screen wurde improvisiert aber dennoch stabil befestigt. In der Planung des Hardware Prototypen wurde die Montage im Detail noch ausgespart, eine tragfähige Holzfläche an der passenden Stelle eingeplant. So kommt man am schnellstem zu einem brauchbaren Ergebnis.

Die Front des Kiosksystems wurde mit kartonierten Leichtschaumplatten verkleidet. Dieses Material wird gerne im Architekturbereich für den Modellbau eingesetzt. Es lässt sich rasch zurechtscheiden, macht einen sauberen Eindruck. Seine Lebenserwartung ist zweckmäßig für Hardware Prototyping. Lackiert wurden lediglich die Bereiche der sichtbaren Verkleidung, die nicht durch Karton abgedeckt wurden. Auch hier zählt nicht die Perfektion sondern lediglich die Funktion, ein einheitliches, neutrales Gesamtbild der Hülle zu gewährleisten.

3. Schritt: Technik mit dänischen Noppen

Um die Ausgabe von Beleg und Bargeld sowie einen Barcode-Scanner für den späteren Usability Test zu simulieren, wurde auf LEGO Mindstorms zurückgegriffen. Durch grundlegende Bautechniken mittels traditioneller Bricks, konnten ein Behälter für das Wechselgeld und ein Ausgabeschlitz für das Papiergeld gebaut werden. Noppen wurden verdeckt, um Nutzer später bei den Tests nicht unnötig abzulenken.

Die Technik im Inneren wurde mit LEGO Technik realisiert. Technisch einfach und geradlinig gehaltene Baulösungen führten hier zum Erfolg. Eine Münze auf einen Gummireifen zu legen funktioniert einfach und zuverlässig. Sobald der Motor den Reifen dreht, fällt die Münze gezielt in das Ausgabefach.

Die Programmierung der Ablaufsteuerung erfolgte mit der Software von LEGO. Die Ansteuerung erfolgt direkt durch den Testleiter, der beim Test im geeigneten Moment eine verborgene Taste drückt. Eine programmatische Vernetzung mit dem Hardware Prototypen, der auf dem Touch Screen läuft wäre denkbar. Für diesen Usability Test war es jedoch nicht notwendig.

Fazit: Von der Planung zum Erfolg

Gute Planung in Bezug auf die benötigten Features des UX Prototypen für einen Nutzertest sind entscheidend für den Erfolg. Der Einsatz von bewusst limitierten Ressourcen, in Kombination mit der Planung in 3D, haben rasch zum gewünschten, einsatzbereiten Ergebnis für den Nutzertest geführt. Und natürlich bleibt die Erkenntnis: Mit Hilfe von LEGO lässt sich alles bauen.

 

Wir freuen uns schon auf unser nächstes handwerkliches Prototyping-Projekt. Kontaktieren Sie dazu Christian Bechinie.

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