Ob Internetseiten, mobile Endgeräte oder die Gestaltung von öffentlichen Plätzen und Wohnraum: Barrierefreiheit (Accessibility) hat in den verschiedensten Bereichen unseres Lebens an Bedeutung gewonnen.
Nicht zuletzt gesetzliche Auflagen erfordern wachsende Aktivitäten für die Schaffung von barrierefreien Raum – physisch und virtuell. Unternehmen und Organisationen werden dabei vor viele Fragen gestellt.
Die Usability-Experten von USECON luden vergangene Woche ins Wiener Fleming’s Hotel, zur Veranstaltung „Usability meets Accessibility“. Der Stellenwert von Barrierefreiheit nimmt erfreulicherweise stetig zu und lässt in immer mehr Bereichen ein Nach- und Umdenken erkennen.
Potentiale für Verbesserungen gibt es bei weitem nicht nur im Online- oder Software Bereich.
Verpackungen und Informationsmaterialien wie Beipackzettel und Untertitelungen von Spielfilmen sind nur ein paar Gebiete wo Bedarf besteht. Die Zahl jener Benutzer die besondere Anforderungen stellen wächst stetig. Neben sozialen Gründen spielen auch immer mehr wirtschaftliche Beweggründe mit, sich intensiver mit Barrierefreiheit auseinanderzusetzen.
Usability Expertin Regine Müller von USECON: „Barrierefreie Lösungen sind in der Regel immer ein Gewinn für alle Benutzer – sofern sie auch gut benutzbar sind“ Die Praxis zeigt nämlich, dass Zugänglichkeit (Accessibility) nicht gleichzeitig in Benutzbarkeit (Usability) resultiert. Beides ist möglich und sollte auch angestrebt werden.
Kompromisse in der Systementwicklung soll es dadurch aber nicht geben. In seinem Gastvortrag stellt Shadi Abou-Zahra, Sprecher von W3C klar, dass die vorhandenen Werkzeuge barrierefreie Lösungen ermöglichen. „Java Script ist nicht mehr böse. Man kann damit die Barrierefreiheit sogar erhöhen“.
Dass die barrierefreien Websiten nicht automatisch zu den benutzbarsten zählen, ist auch Abou-Zahra bewusst: „Die W3C-Standards sollen dabei unterstützen, accessible Usability zu schaffen. Toll, dass dazu jetzt jemand aus der Usability-Ecke kommt.“
Univ.Prof. Manfred Tscheligi, Unternehmensgründer von USECON, Gründer von CURE und Universitätsprofessor an der Universität Salzburg: Usability, User Experience und Accessibility erhöhen synergetisch die Qualität eines Interface bzw. ermöglichen sie positive Benutzererlebnisse für ALLE Benutzergruppen. Die Überschneidungen der unterschiedlichen Ansätze und Synergien gilt es zu nutzen. Der Bedarf an barrierefreien & benutzbaren Systemen nimmt zu. Wir haben eine Vorreiterstellung bei Usability und User Experience. Dass wir Barrierefreiheit einbeziehen, ist für uns eine logische Konsequenz.
Für erstaunte Blicke sorgte an diesem Abend neben dem mobilen Eye Tracking Equipment von USECON noch ein weiteres Exponat eines aktuellen Forschungsprojektes. Die so genannte „Untertitelbrille“ von Bonusfilm, in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut entwickelt, soll gehörlosen Menschen in Zukunft barrierefreies Kino ermöglichen. Für optimale Benutzbarkeit werden dafür von CURE, Expertenevaluierungen und Fokusgruppen durchgeführt. Denn auch hier gilt als Erfolgskriterium: Barrierefreiheit muss benutzbar sein.
Hier den Nachbericht nachlesen.